Lokales Wasser 37
Aus gutem Grund
Wenn jemand lieber Hahnenburger anstatt Lokales Wasser 37 aus der Flasche trinkt, findet Rene Luchsinger das keine schlechte Idee. Sogar ganz schlau. Dem Geschäftsleiter der Lokales Wasser AG aus Zürich geht es nämlich genau um das, was es der Name schon verspricht: um Wasser von hier. Obs jetzt aus dem Hahn oder frisch aus der Quelle kommt, ist natürlich geschmacklich ein entscheidender Unterschied. Es gibt einen guten Grund, Quellwasser Hahnenwasser vorzuziehen, denn es kommt eben aus gutem Grund. Geschmack ist wichtig, noch wichtiger ist ihm diese eine Sache: «Hauptsach, Trinkwasser wird nöd für d Füchs um de ganz Globus gschleikt!» Gopfridstutz! Käme mit Sicherheit noch hinterher, würde er gerade beim Feierabendbier konversieren − jetzt denken wir es uns einfach dazu. Denn wenn Rene Luchsinger über Globalisierung und Wasser spricht, drückt Bedenken durch. Trink lokal. Dänk gobal. So sein Leitspruch.
Wasser auf die Mühle
Erstaunlich eigentlich, dass das Lokale Wasser 37 das erste abgefüllte lokale Quellwasser aus Zürich ist. Zürich gilt mit seinen über 1200 Brunnen als eine der wasserreichsten Städte überhaupt – Wasser war hier auch in den letzten Jahrhunderten präsent, doch professionell und kommerziell abgefüllt wurde es so noch nie. Wobei – ganz stimmt das so nicht. 2015 hatte der Schweizer Künstler Roland Roos an der Kunstausstellung AAA (Art Altstetten Albisrieden) in Altstetten eine temporäre Wasserabfüllanlage errichtet, mit der er Quellwasser von der sogenannten Albisriederleitung abfüllte und das nach der Ausstellung benannte AAA-Wasser in umliegende Beizen lieferte. Ein Kunstprojekt, mit dem er die Monopolisierung der Wasserrechte von Grosskonzernen kritisierte.
Der Ideengeber hinter der AAA-Aktion: Urs Grütter. Der Mann, der auch das Lokale Wasser 37 ins Leben gerufen hat. Dem das Haus am Rennweg 37 gehört. Und der 2015 eine Urkunde, datiert auf den 28. Juni 1559, entdeckte. Eine Urkunde, die besagt, dass der Eigentümer des Hauses am Rennweg 37 das Recht hat, von der Leitung, die in dieses Haus führt, Quellwasser abzufüllen. Urs Grütter ist also derjenige, der nach 456 Jahren als Erster dachte: Aus diesem Recht, da mach ich was!
Lauf, lauf!
Und er hat Kluges gemacht. Kommt gleich. Doch davor noch einen kurzen Abstecher in Zürichs bewegte Wassergeschichte: Im 15. Jahrhundert gab es in der Stadt zur Trinkwasserversorgung allein Sodbrunnen und das sogenannte Schöpfrad, das auf der heutigen Gemüsebrücke angebracht war und in Schaufeln unermüdlich Limmatwasser förderte, das man in mitgebrachte Behältnisse abfüllen konnte. Limmatwasser zum Trinken? Man erhoffte sich, dass das Wasser in der Mitte des Flusses am wenigsten durch die Ableitungen von den Gewerben am Flussufer – etwa Schlachtereien, Färbereien oder Gerbereien – verschmutzt war. Leckaaa! Mit dem Wachstum der Stadt wurde auch das Trinkwasser bald knapp. So entschloss man sich, dieses von ausserhalb der Stadtmauern mittels Teuchelleitungen – ausgehölten Baumstämmen – in die Stadt, genauer in den Rennweg, zu führen. Die ersten Quellen, die man anzapfte, waren die sogenannten Albisriederquellen am Fusse des Uetlibergs. Bis heute speisen sie über die sogenannte Albisriederleitung (aus der auch der Künstler Roland Roos das Wasser sein Kunstprojekt AAA bezog) zahlreiche Brunnen in der Stadt Zürich, unter anderem etwa den Amazonenbrunnen am oberen Ende des Rennwegs, der als damals erster öffentlicher Trog bis heute offiziell die Brunnennummer 1 trägt.
Auch das Gebäude am heutigen Rennweg 37 erhielt 1559 das Recht, das Wasser aus der Albisriederleitung direkt ins Haus zu führen. Eine komplexe und hochspannende Geschichte, wie es zu diesem Recht kam – bei Interesse am besten in der historischen Studie zum Wasserbezugsrecht am Rennweg 37 von Martin Leonhard nachlesen. Der springende Punkt, der für das Lokale Wasser 37 aus dieser Geschichte hervorgeht, ist: Dieses Recht besteht bis heute. Und es hat nichts mit Wasserprivatisierung zu tun. Denn die Quellen, die die Leitung speisen, gehörten immer und gehören noch immer der Stadt Zürich. Die von Urs Grütter entdeckte Urkunde besagt allein, dass er als Besitzer des Hauses am Rennweg 37 – und nur dort – pro Minute 7 1/2 Liter kostenlos abfüllen darf. Was über diese Menge hinausgeht, kostet.
Wasser, Wein, Werte
Urs Grütter, der als ehemaliger DEZA-Mitarbeiter auf seinen zahlreichen Reisen Trinkwasserversorgungs-Missstände auf der ganzen Welt gesehen hatte, wusste schnell, dass dieser Fund Potenziale barg. Er errichtete am Rennweg 37 im Hinterhof eine kleine Abfüllerei – ein Sprung ins kalte Wasser. Doch, kaum gebaut, war sie auch schon wieder zu klein. Letztes Jahr zog das Lokale Wasser 37 um nach Albisrieden, wo kürzlich die neue, hochmoderne und grossdimensionierte Abfüllanlage eingeweiht wurde. Auch diese ist natürlich an die Albisriederleitung angeschlossen und lässt bestes Quellwasser sprudeln. Nur: Das Wassernutzungsrecht gilt an diesem Standort so natürlich nicht mehr – jeder Liter kostet. Das macht umso mehr klar, dass Urs Grütter und René Luchsinger nicht Wasser predigen und Wein trinken. Sie wollen Zürich nicht nur sein eigenes Quellwasser zurückgeben, ihr erklärtes Ziel ist auch, damit für jeden getrunkenen Schluck an einem anderen Ort auf der Welt einen sauberen Schluck Trinkwasser mitzufinanzieren. Mit dem Gewinn speist die Lokales Wasser 37 AG zur Zeit Wasserprojekte in Indien und Bolivien. Etwa die Organisation Jivana Vitality in Rajastan, die Wasser aufbereitet und zu einem für den Grossteil der Bevölkerung erschwinglichen Preis in die Haushalte liefert. Oder das Familienunternehmen Filtruma in La Paz, das Keramikfilter für sauberes Trinkwasser für den Eigenbedarf herstellt.
Mit allen Wassern
Während ein Teil des Geldes also weit wegfliesst, gibt es für das Lokale Wasser selbst eine klare Grenze: Circa Zehn Kilometer ab Stadt ist der Lieferradius, drüber hinaus gibt's nix. Erklärt Rene Luchsinger zufrieden und auch etwas stolz. Lokales Wasser ist nicht nur saugutes Quellwasser von hier sondern auch ein Wasser mit Prinzipien und Überzeugungen. Und! Es hat selbst die Wasserversorgung der Stadt Zürich überzeugt: «Das Lokale Wasser 37 ist unser Hauswasser, das wir allen Mitarbeitenden ausschenken. Wir finden das Projekt hat Klasse!», sagt Adrian Rieder, der Leiter Verteilung der Wasserversorgung Zürich, der Lokales Wasser bei allen Abklärungen begleitete. Voilà, sogar ausgewiesenen Wasserspezialist*innen läuft bei diesem Quellwasser das Wasser im Munde zusammen. Nüme nüüt! Und wer aus no waste Gründen auf Verpackungen verzichtet, there you go: Am Ende des Tunnels am Rennweg 37 plätschert ein öffentlicher Wandbrunnen, an dem man bestes Quellwasser direkt aus der Albisriederleitung jederzeit ins eigene Fläschli abfüllen kann – fast wie anno 1559.
Gewinnspiel: Füllen Sie Ihr eigenes Wasser ab!
Gewinnen Sie einen Besuch in der Wasserabfüllanlage von Lokales Wasser AG in Albisirieden Zürich und füllen Sie auf einem kurzen, persönlichen Rundgang Ihr eigenes Wasser ab. Aus welchem Jahr stammt die Urkunde, die besagt, dass der Besitzer des Hauses am Rennweg 37 in Zürich Wasser abfüllen darf? Schreiben Sie bis 15. September 2021 ein E-Mail mit dem Betreff «37», der Jahreszahl und Ihrem Namen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Viel Glück!
Danke an Rene Luchsinger von Lokales Wasser 37 und Riccarda Engi und Adrian Rieder von der Wasserversorgung Zürich für alle Geschichten und Auskünfte.
lokaleswasser.ch
Teilnahmebedingungen Wettbewerb
Veranstalterin des Gewinnspiels ist die Inter Comestibles 87 AG. Die Teilnahme am Wettbewerb ist gratis und an keine Pflichten gebunden. Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben, können aber für Marketingzwecke eingesetzt werden. Der Wert des Gewinnes wird nicht in Geld ausbezahlt. Der oder die Gewinner*in wird schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.