Zwänzger: Ingwerlikör
Eine Bar im Nachtschimmer. Am Tresen sitzt ein letzter Gast. Er hebt die Hand und nickt der Bartenderin zu. «No en Absacker bitte.» Als sie ihm einen einschenkt, runzelt er die Stirn. Er mustert das Glas, riecht, nippt daran und schüttelt den Kopf. «C’est terrible!» Dann legt er einen Schein auf den Tresen und verlässt die Bar. Hinaus in die kühle Frühlingsnacht. Das Glas bleibt stehn.
Enfant terrible
Vielleicht hat es sich so abgespielt. Vielleicht auch ganz anders. Hanspeter Imboden muss glauben, was ihm die Bar enfant terrible ausgerichtet hat. Etwa vier Jahre ist es her, als er begann, an einem Ingwerlikör zu pröbeln. Nix klassisch Weihnachtliches, drum hat er Apfel und Zimt sofort verbannt und mit ungewöhnlichen, überraschenderen Ingredienzien hantiert. Und das enfant terrible war sofort bereit, seine Würfe auszuschenken. Besonders an die Variante mit Tamarinden-Saft erinnert er sich gut. Die kam nämlich gar nicht an und fand weder optisch noch geschmacklich Gefallen (siehe oben).
Tout equilibré
Aber diese Rückschläge und Umwege waren die wichtigste Würze, findet Hanspeter heute. Nur dank den ehrlichen Rückmeldungen hat er zu seiner Glanzrezeptur gefunden: Ingwer, Zitronengras, Kurkuma, Rohrzucker. Alles bio, alles im Äquilibrium, abgerundet und doch irgendwie kess, gelbgolden leuchtend. Das ist sein Ingwerlikör heute. Zusammen mit seinem Freund Jason Lüthi produziert er ihn in Uster mit viel Handeinsatz und Manufakturflair. Trinken würde Hanspeter den «Zwänzger», der pragmatisch wegen seinem Alkoholgehalt von 20 Volumenprozent so heisst, übrigens so:
Comme le maître
«Beim Feiern in der Zuki als eiskalter Shot, im Sommer einen Zwänzger-Spritz mit hausgemachtem Gurkensirup und Prosecco in der Bar Otro oder im Winter als heisse Ingrid im enfant terrible. Oder einfach in der guten Stube in Kombination mit Tonic oder Mate. Und er funktioniert auch gut als Sour.»
Wir finden den Zwänzger s’Zäni und empfehlen, auf den Meister zu hören: